Abgrenzung :: sich abgrenzen lernen - Abgrenzungsfähigkeit definieren
Wer es nicht, oder nur schwerlich, bewerkstelligen kann, der schwebt in permanenter Gefahr vereinnahmt und mit Beschlag belegt zu werden. Wer seine eigenen Grenzen und ein klares Nein nicht kennt, der gerät wiederholt in innere Nöte und Konflikte. Es gibt verschiedene Abwehrmuster diesbezüglich, von offen bis passiv aggressiv. Nichtsdestotrotz sind sie immer nur Notbehelfe, die der gelassenen und trainierten Abgrenzungsfähigkeit in vielem nachstehen. Ich erlebe es sehr häufig, dass Menschen es nicht über sich bringen Tacheles zu reden und sich stattdessen mit wortreichem, freundlichem Geschwurbel, versuchen aus der Affäre zu ziehen.
Erst letzthin, diesmal im Internet, sah ich mich einem Klassiker gegenüber. Betreffende Person schmierte mir Honig ums Maul (oder machte wahlweise auf arme, ausgegrenzte Unverstandene - ergo: Opferattitüde) und als nicht exakt nach ihren Vorstellungen reagiert wurde, schwurbelte sie weiter freundlich, ging auf Rückzug und lästerte anschließend andernorts in derartig unterirdischer Weise ab, dass sie sich selbst Lügen strafte. Sie hatte schlicht nicht das Rückgrat, sich offen und klar zu äußern, zog frustriert von Dannen und heulte sich woanders aus. Ich persönlich empfinde solches Verhalten als armselig und der Betreffende ist fortan bei mir auf der Liste derer Personen, mit denen ich keinen weiteren Umgang pflege. Denn erfahrungsgemäß entstehen aus solchen Konstellationen Rufmordszenarien; und das brauche ich sicherlich nicht.
Ich halte die Person nicht für bösartig, aber für zutiefst defizitär, in ihren Abgrenzungsfähigkeiten; was schlussendlich solche skurrilen Blüten treiben kann. Wer nicht klar nein sagen und / oder benennen kann, was er / sie eigentlich will (bzw. nicht will) und denkt, der bringt sich in eine innere Notlage. Irgendwann suchen sich die daraus entstehenden, negativen Empfindungen, einen Weg und der Betreffende macht sich dann bei jemand anderem oder woanders Luft. Das sind die typischen Lästereien, Klatsch und Tratsch. "Sich auskotzen", über den oder das, was der Betreffende als bedrängend erlebte. Er projiziert diese Bedrängnis, die im Grunde lediglich daraus entsteht, dass er seine eigenen Grenzen nicht zu definieren und wahren weiß, auf die betreffenden Situationen und Personen. So verbleibt er in dieser misslichen Lage, weil er nicht erkennt, dass das Problem in ihm selbst begründet liegt.
Auf diese Weise entstehen regelrechte Hasskonstellationen, besonders in Familien, im Berufsleben, bzw. in Umfeldern, in denen sich die gleichen Personen immer wieder begegnen und der Betreffende, der sich nicht abzugrenzen weiß, sich immer wieder neuerlich als bedrängt erlebt und die Schuld ins Außen weist. Ich persönlich bringe sogar Amokläufe damit mittelbar in Verbindung. Es fühlt sich jemand fortgesetzt von seiner Umwelt bedrängt, ignoriert, überfahren, missverstanden etc. pp., bis irgendwann "der Kragen platzt". Und das alles nur, weil es misslingt, den eigenen Anteil, der sogar relativ leicht zu beheben wäre, (an) zu erkennen. Oft ist es wohl die Angst vor Ablehnung, vor "nicht mehr gemocht werden", die eine Person dazu bringt, kein Nein formulieren zu können, bzw. dieses nicht einmal in sich selbst klar zu zu lassen.
Was fällt Euch zum Thema Abgrenzung ein?
LG Mina